Conrad Hommel

1883 – 1971 Mainz
.
„Dame in Blau“, 1914 Öl auf Leinwand, 101 x 93, signiert und datiert

„Dame in Blau“, 1914
Öl auf Leinwand, 101 x 93 cm, signiert und datiert

Es ist eine Dame wie Swanns Ehefrau Odette de Crécy aus Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, die sich in diesem Jugendstil-Gemälde Hommels auf einer blumengeschmückten Draperie räkelt. Jene pflegte eine ausgeprägte Vorliebe für exquisite Morgengewänder, wie die Dargestellte eines trägt. Die Rothaarige hält nach der damals zeitgemäßen Mode des Japonismus einen asiatisch anmutenden Fächer in ihrer Rechten. Mit der angewinkelten linken Hand stützt sie ihren Kopf. Erschöpft und doch aufreizend wirkt die ins Leere blickende Frau. Ist sie eine Kokotte?
Conrad Hommel, Sohn eines Industriellen, studierte von 1906 bis 1910 bei Jean-Paul Laurens in Paris und von 1911 bis 1913 bei Hugo von Habermann in München. Er war Mitglied der Secession und zeitweise ihr Präsident. Als Bildnismaler der Industrie-, Bank- und Adelskreise sowie führender Politiker hat er 1927 den Reichspräsidenten Hindenburg porträtiert, 1932 Franz von Papen, einige Jahre später Hermann Göring und 1940 Adolf Hitler. 1936 erhielt er den Lenbach-Preis und wurde 1939 an die Berliner Akademie berufen. In den 1910/20er Jahren wandte er sich dem Impressionismus zu. Während des Dritten Reiches kehrte zu einer Malerei der geschlossenen Form mit neusachlichen Tendenzen zurück. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb er ein gefragter Porträtist.