Vojtech Hynais

1854 Wien – 1925 Prag

Diese Genre-Darstellung könnte hinsichtlich des Themas während Hynais’ Stipendien-Aufenthalt in Italien entstanden sein. Eine junge Mutter pflückt Weintrauben, während ihr Kind am Boden sitzt und sich auf eine Traubendolde konzentriert. Das Gesichtchen und die kleinen Füße des in einen rosa Rüschenmantel gekleideten Mädchens treten ausgesprochen fein modelliert plastisch hervor. Im oberen Bereich des Gemäldes steigert sich in einem satten Farbkontrast zwischen rotem Kopftuch und grünem Weinlaub die Leuchtkraft zu einem Höhepunkt. Den ornamental wirkenden Hintergrund bildet ein mit hellen Lichtflecken durchwirkter Vorhang aus Weinblättern.

Als Anselm Feuerbach im Frühjahr 1873 nach Wien kam, wurde Vojtech Hynais, der seit 1870 an der Wiener Akademie studierte, einer seiner besten Schüler. Feuerbach band den jungen Maler in mehrere eigene Aufträge ein. Im Mai 1874 erhielt Hynais das große österreichische Italien-Stipendium. Nach seinem Romaufenthalt setzte er seine Studien in Paris bei Paul J. A. Baudry und Jean Léon Gérome fort. Hauptsächlich unter Baudrys Einfluss entfaltete er eine immer lichter und freier empfundene Dekorationsmalerei. Als Baudrys Helfer beteiligte er sich 1882 an der Ausführung des Plafonds für Palais Vanderbilt in New York. 1880 malte er die königliche Loge des tschechischen Nationaltheaters in Prag aus, das noch unvollendet durch einen Brand zerstört wurde. Zahlreiche Aufträge folgten in Paris, bis er 1894 als Lehrer an die neuorganisierte Prager Akademie berufen wurde. 1923 wurde Hynais Offizier der frz. Ehrenlegion. 1924 verlieh ihm die Prager Akademie anlässlich seines 70. Geburtstages die Ehrenprofessur.